Review: Black Mountain – IV

Eine Zeitreise durch die Rockarchive. Mit ihrem vierten Album haben Black Mountain die Stärken ihrer Bandkarriere auf ein Album gebannt und sind ohne Staubschicht davon gekommen.

Albumcover: Black Mountain - IV

Albumcover: Black Mountain – IV

„Ich bin nach Hause gekommen und fand ein Amazon-Päckchen auf dem Treppenabsatz. Jetzt stellt euch vor, wie enttäuscht ich war, als ich es aufmachte und das hier sah!“ schreibt Fan Brad Featherstone voll Trauer auf Facebook. Statt dem brandneuen Album IV von Black Mountain fand er eine LP von Tacoat vor sich – eine spaßige Pop-Punk-Gruppierung mit hüpfendem Bass. Verständlich, dass das sein Bedürfnis nach surrendem, schwelenden, pompösen Rock nicht stillen kann. Anders das gewünschte IV.
Ein komplett dunkler Bildschirm, in der Mitte zeichnen sich die Umrisse eines schwarzen Berges ab. Es erklingt der ewig gleiche Keyboard-Akkord. Dann erscheinen zwei Gitarren im Berg, durchscheinend zeigen sich die Spielenden. Stephen McBean, ein älterer Mann mit weißem Bart, und Amber Webber, eine junger Frau mit langem schwarzem Haar, schmettern das tragende Riff in den Opener Mothers of the Sun. Ein schweres Musikstück, das sich über acht Minuten zu einer nachdenklichen und zugleich eingängigen Ballade aufbaut. Black Mountain haben ihm ein mystisches Video mit vielen trashigen Effekten gewidmet und es als erstes Lebenszeichen zum neuen Album raus in die Welt geschickt. Was wollen sie uns damit sagen?
IV das steht als numerischer Albumtitel in guter alter Hard-Rock-Tradition. Das steht für Alben auf denen Bands ihren Sound gefunden haben und beginnen mit ihm zu spielen. Black Mountain wollen uns zeigen, dass sie hier angekommen sind. Fünf Jahre hat sich die Psych-Rock-Band seit dem letzten Langspieler Zeit gelassen. Jetzt verbinden sie viele Stärken ihrer Bandgeschichte auf einer Platte.

Black Mountain — Eingängigkeit, Effekt-Bretter und Classic Rock

Black Mountain trauen sich auf IV Eingängigkeit mit dem strammen Florian Saucer Attack. Der Song tanzt von einer dominanten Bass-Drum und stichelnden Synthies getragen in Richtung 80er. Ein Garagen-Hit, um mit den Chucks den Tanzboden zu schrubben. Dann machen sie wieder einen auf große 70s Kapelle, lassen das lange Haar ins Gesicht fallen und verbergen sich in Constellations hinter Mantra-artig wiederholten Textzeilen und brummenden Gitarren. Die Fünf halten einen surrenden Instrumentalpart mit fettem Effekt-Brett und Orgel auf Defektor lange genug aus, um den Art-Rock-Fans einen Happen hinzuschmeißen. Gleichzeitig putzen sie Amber Webbers Stimme in der klassischen Rock-Ballade Line Them All Up über Akustischer Gitarre so sauber, bis auch eine Verfechterin von Rock-Musicals auf ihre Kosten kommen würde.
Bei all den Anspielungen und Ausblicken auf ferne Genres lassen sich Black Mountain aber zum Glück nicht von fremden Ideen treiben. Sie kombinieren und erfinden so überraschend, dass IV zwar wie eine Reise durch Jahrzehnte der Rock-Archive klingt, dabei aber mit Leichtigkeit alle anschwebenden Staubflocken von sich pustet.