City And Colour in Köln 2011

Den Typ mit Bart, Karo-Hemd und Akustikgitarre – mehr braucht das Publikum eigentlich nicht, bekommt es aber dennoch.

Essigfabrik, Köln // 04.10.2011, Support: Bahamas

Zum Auftakt zum Beispiel den Support Bahamas. Dahinter verbirgt sich Afie Jurvanen mit Gitarre, einem Schlagzeuger und zwei Background-Sängerinnen. Der Kanadier spielt mal mehr, mal weniger schmachtenden semi-akustischen Singsang zwischen sehr amerikanischem Country, Singer/Songwriter und Sixties-Sound, der durch die beiden Sängerinnen einen Gospel-Touch erhält. An manchen Stellen hofft man, dass gleich Whoopi Goldberg aus dem Dunkel auf die Bühne springt und „I Will Follow Him“ trällert. Die Leute in der ausverkauften Essigfabrik reagieren verhalten höflich.
Das ändert sich schlagartig, als um punkt 21 Uhr Mr. Dallas Green mit seiner Backing-Band auf die Bühne kommt. Im Gegensatz zu vielen männlichen Fans mit Bart und Brille trägt Dallas heute kein Karo, sondern Hemd und Sakko. Schick schick. Lauter Jubel, einzelne spitze Schreie und Kreischer aus bärtigen Mündern erschallen. Das Set ist dreigeteilt: Im ersten Drittel spielt Dallas Green Songs mit Band, das zweite alleine – und es wird zunehmend beeindruckender. Sei es der zweistimmige Gesang zusammen mit Bassist Scott, der ausnahmsweise klare Sound in der Essigfabrik, die eindringlichen Melodien und vor allem die Tatsache, dass die Anwesenden hier wirklich zuhören und nicht stundenlang schnattern.
Trotzdem erleben die Fans hier keine heimelige Schmacht-Veranstaltung. Dafür sorgt Dallas mit seinen Ansagen. Mal fordert er die Leute auf, das unsägliche Handy-Fotografieren und -Filmen doch mal für einen Song sein zu lassen und einfach die Musik auf sich wirken zu lassen. Dann lässt er linke und recht Hallenhälfte abwechselnd mitsingen – begleitet von lapidaren Kommentaren wie „Das klappt ja ganz gut…“. Und auch zur Zugabe, die er schließlich wieder mit Band bestreitet, hat er eine klare Meinung: Zugaben seien ja eigentlich albern, weil die Band die Bühne verlässt und jeder genau weiß, dass noch was kommt. „Das hat bei mir jetzt nur so lange gedauert, weil ich schiffen musste. Ich bin in der Zeit nur runtergerannt, aufs Klo, beim Raufrennen hab ich die Hose wieder hochgezogen und hier bin ich!“
Und zum Schluss verabschiedete er sich nach 90 Minuten mit einer Ansage, die dann bei alten Fans doch etwas Wehmut heraufbeschwor: „Ich habe so lange gewartet, bis ich das hier so machen konnte.“ Was auf der einen Seite freut, auf der anderen Seite aber eben auch das Ende von Alexisonfire bedeutet hat. Trotzdem: „Dies ist nur eins von vielen Konzerten, die noch kommen werden!“
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