Cœur de Pirate live in Köln 2016

Bei ihrem letzten Besuch in Köln vor fast genau zwei Jahren spielte die Kanadierin Béatrice Martin im bestuhlten Gloria ein nahezu intimes Konzert. Statt allein am Piano zu sitzen, hatte Cœur de Pirate, wie sich die Sängerin nennt, diesmal ihre Band und das neue Album „Carry On“ mitgebracht.

Stadtgarten // Köln 14.04.2016, Support: Elliot Maginot

Ellio Maginot, Foto: Christoph Volkmer

Ellio Maginot, Foto: Christoph Volkmer

Doch bevor die 26-Jährige auf die Bühne kommen sollte, überließ sie den Platz erst einmal dem ebenfalls aus Kanada stammenden Songwriter Elliot Maginot, der im ausverkauften Club seine Deutschland-Premiere beging. „Feierte“ wäre in diesem Zusammenhang auch etwas zu viel gesagt, denn die Songs, die er alleine und sonderbarerweise auf einer Gretsch-Gitarre vortrug, kamen eher schüchtern und zurückhaltend rüber. Um seiner Stimme eine andere Klangfarbe zu geben, doppelte er seinen Gesang via Effektgerät. Das Endprodukt erinnerte an John Vesely, der in gemäßigten Emo-Kreisen besser durch sein Projekt Secondhand Serenade bekannt ist. Unterm Strich sicher nicht schlecht, aber eben auch nicht so spannend, dass man direkt die CD kaufen muss.
Wer danach im vollen Stadtgarten noch mal eben zur Theke wollte, um sich mit einem Kaltgetränk für den bevorstehenden Auftritt zu versorgen, musste schon seinen Charme spielen lassen, um das Auditorium beim Rückweg noch einmal durchqueren zu können – offensichtlich waren nicht alle der anwesenden Zuschauer bereit, sich auch nur einen Zentimeter von ihrem Stehplatz zu bewegen. Egal, denn als Cœur de Pirate die Bühne betrat, galt der Dame aus Montreal sofort die ganze Aufmerksamkeit. Die legte mit „Oceans Brawl“ gleich mal einen schwergängigen Song vom neuen Output vor. Beim folgenden und ebenfalls vom aktuellen Album stammenden „Undone“ zogen Sängerin und Band das Tempo an – erfreulicherweise klang die Bühnenfassung nicht nur dieses neuen Titels weniger elektronisch als auf Platte.
Für „Golden Baby“, der zweiten Single von der gleichnamigen zweiten CD tauschte Béatrice Martin erstmals ihren Platz am Keyboard-Piano mit einem Stehplatz hinter dem Mikro am Bühnenrand. Damit war das Konzert für alle Fans richtig eröffnet – kamen doch die alten Nummern während des gesamten Abends besser an als das neue Material. Dabei gab es zu den neuen Nummern, bei denen die Gute nicht am Piano saß, zusätzlich einen emotionalen Ausdruckstanz, die bei manchen Augenzeugen allerdings eher einen verstörenden als begeisterten Eindruck hinterließ.
Nicht ganz passte zudem die großangelegte Produktion in den Club. In Frankreich und Kanada spielt Cœur de Pirate mittlerweile in den großen Hallen, genau für diese war auch die Licht-Dramaturgie die dazugehörige Videoproduktion ausgerichtet. Die stilvolle Inszenierung war so nur in Ansätzen zu erkennen – was sich aber verschmerzen lässt – dafür wird man(n) Coeur de Pirate wahrscheinlich nie wieder so nah kommen wie die Glücklichen in der ersten Reihe.
Die intensivsten Momente des Abends brauchten zudem keine große technische Unterstützung, so wie das wunderbar-charmante „Ensemble“, wobei selbst die vorher teilweise noch steif wirkenden Zuschauer in Wallung kamen. Oder aber wie bei „Francis“, das Béatrice Martin wie gewohnt allein am Klavier darbot und damit alle Anwesenden auf ihre ganz eigene Art verzauberte. Und das darf sie jederzeit wieder tun, wenn sie mal wieder Lust hat in kleineren Hallen spielen…
Cœur de Pirate, Foto: Christoph Volkmer

Cœur de Pirate, Foto: Christoph Volkmer