Beatsteaks in Münster 2011

Zwei Stunden spielen die Beatsteaks in Münster vor 7.000 Leuten. Viel „Boombox“, aber auch viele alte Klassiker wie „Panic“ oder „Shiny Shoes“. Und sie sind verdammt nochmal eine der besten Live-Bands.

Halle Münsterland, Münster // 14.03.2011, Support: Kraftklub

Nein, es war wohl kein Schuhe-Werfen im arabischen Sinne, als Symbol tiefster Abneigung. Dass Beatsteaks-Gitarrist Peter schon nach drei Minuten die ersten Schuhe in der Hand hatte, hatte einen anderen Grund: Mehrere Fans hatten sie einfach im Gedränge verloren.

Kraftklub in Münster 2011, Foto: Jens Becker

Kraftklub in Münster 2011, Foto: Jens Becker

Die erste Rutsche Applaus fuhr an diesem Montag Abend die Support-Band Kraftklub ein, die zweite Die Toten Hosen, die sich kurz vor neun auf der Tribüne versammelten. Nebenbei: Ingo und Guido Donot sowie Jupiter-Jones-Sänger Nicki verfolgten das Geschehen etwas unauffälliger ganz hinten auf der Tribüne. Die hatte Beatsteaks-Frontsau Arnim übrigens auf dem Kieker. Mehrmals forderte er seinen Lichtmann auf: „Mach doch mal die geilen Lampen an“ – daraufhin erstrahlten die 36 Kronleuchter unter der Decke der ausverkauften Halle Münsterland, so dass Arnim kontrollieren konnte, ob die Fans hinten auch richtig abgehen.
Vor allem im Innenraum musste er sich darüber keine Gedanken machen. Von der ersten Sekunde an hüpfte weit mehr als die Hälfte ununterbrochen, in der ersten Hälfte vorrangig zu „Boombox“-Songs. Ausnahmen waren die Turbostaat-Kollaboration „Frieda und die Bomben“, bei der Bernd ohne Gitarre mit dem Mikro in der Hand über den Laufsteg sprintete, der vorne entlang der Bühne verlief. Außerdem „Hey, du“ aus dem Musical Linie 1, traditionell von Peter alleine gespielt und gesungen.
Beatsteaks in Münster 2011, Foto: Jens Becker

Beatsteaks in Münster 2011, Foto: Jens Becker

Mit einem „Habt ihr Bock auf alte Songs“ leitete Arnim dann zur zweiten Hälfte über: „Shiny Shoes“, „Panic“, neuere wie „Hand In Hand“ und einen Cover-Song. „Es war 1991. Wir haben den Song gehört, gekauft und gesagt: ‚Jetzt gründen wir ’ne Band'“, kündigte er nicht Nirvanas „Territorial Pissings“ nicht nur an, sondern verlieh dem Song gleichzeitig den Status eines Gründungs-Mythos‘.
Ebenfalls schon klassisch: Zu „Let Me In“ hockten sich die Fans hin, um im entscheidenden Moment hochzuspringen. Lapidar erklärte Arnim seine Band als „Mutterschiff“ dieser Idee. „Es wird sich ja mittlerweile bei jeder Band hingekniet. Erfunden habens wir!“
Im Anschluss gab es noch einen ausgiebigen Zugabeblock – insgesamt standen die Beatsteaks zwei Stunden auf der Bühne, bzw. Arnim etwas weniger: Beim vorletzten Song „Ain’t Complaining“ riss er sich seine Verkabelung vom Leib und sprang vier, fünf Mal ins Publikum. Dass er dabei sein Hemd halb offen hatte, wird wohl dafür sorgen, dass sich einige Fans vorerst nicht mehr die Hände waschen. Diese Aktion ist aber lange nicht der alleinige Grund, warum man die Beatsteaks als eine der besten Live-Acts bezeichnen muss, die Deutschland dieses Jahr betouren.