Ihr seid Rassisten – und nicht das Volk!

Wie lange wollen wir noch kommentarlos zugucken? Wie lange wollen wir noch beschwichtigen? Wie lange brauchen wir noch, bis jeder merkt, dass es für „Wehret den Anfängen“ längst zu spät ist.

In Clausnitz wird ein Bus mit Flüchtlingen von einem hetzenden Mob belagert, der „Wir sind das Volk“ brüllt. In Bautzen brennt eine geplante Asylbewerberunterkunft und die Feuerwehr wird bei den Löscharbeiten aktiv behindert. 2015 gab es 13.846 rechtsextreme Straftaten – ein Anstieg von 30 Prozent.
Wie lange wurde immer wieder beschwichtigt? „Das sind besorgte Bürger.“ – „Man muss die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nehmen.“ Das muss man auch. Man muss den „besorgten Bürgern“ erklären, dass ihre Ängste und Sorgen berechtigt sind – dass aber nicht die Flüchtlinge Schuld daran haben.
Was man auch machen muss: Man muss sagen, wenn sich eigentlich nur Fremdenfeindlichkeit und Rassismus hinter der Maske der „Ängste und Sorgen“ verbergen. Man muss Rassismus auch Rassismus nennen.
Man muss auch sagen, dass es rhetorische Brandstiftung ist, wenn Leute wie Horst Seehofer und Beatrix von Storch von „Herrschaft des Unrechts“ oder Schießbefehlen reden. 

Was hier im Moment passiert, ist nichts anderes, als dass sich menschenverachtende, hasserfüllte Rassisten betätigen, dass sie dafür Applaus bekommen und dass sie sich darauf berufen können, dass sie Widerstand gegen eine „Herrschaft des Unrechts“ leisten.
Wir müssen uns alle jetzt fragen: Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der sich Rassisten unwidersprochen „Asylkritiker“ oder „besorgte Bürger“ nennen können? In der „Wir sind das Volk“ aus hasserfüllten Gesichtern gebrüllt wird? (Um es nochmal zu sagen: „Wir sind das Volk“ war der Schlachtruf einer Bewegung, die Grenzen öffnen wollte!) In der in sozialen Netzwerken, im Bus, im Supermarkt und auf der Straße unreflektiert die „Wahrheit“ propagiert und empört weiterverbreitet wird – ohne den Wahrheitsgehalt zu hinterfragen? Wie lange lassen wir die Rassisten, Fremdenfeinde und (rhetorischen) Brandstifter noch gewähren? Wer weiter bei den „besorgten Bürgern“ von Pegida, AfD und Co. mitläuft, weiß, worauf er sich einlässt und darf sich nicht wundern, als Mittäter oder Wegbereiter zu gelten. Es liegt an euch – wer sich nicht deutlich distanziert, distanziert sich gar nicht.
Geht da raus, distanziert euch, macht den Mund auf, zeigt Haltung – und sagt den Menschen, dass Hass und Rassismus in dieser Gesellschaft keinen Platz haben!