Interview mit Der Fö (Bierschinken)

Der Bierschinken wird 15 Jahre alt und feiert mit zwei Festivals. Wir haben mit einem der Macher gesprochen, der vielleicht Felix heißt.

Bierschinken FestivalFür die einen sind die Bierschinken-Menschen die Schmuddelkinder, mit denen man nicht spielt. Für andere ist Der Fö der Hunter Thompson der Punkrock-Journaille. Was bierschinken.net auf jeden Fall ist: einzigartig. Und deswegen machen wir auch mal ein einzigartiges Interview: Der Begfragte, der vielleicht Felix heißt, darf sich am Ende ein paar Fragen selber stellen.
GETADDICTED: Der Wikipedia-Eintrag zu Bierschinken ist „nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt.“ Ist das die Folge eurer Sabotage? Wollt ihr dem Bierschinken genau so den Rang ablaufen wie kettcar dem Kettcar, woraufhin Kettcar-Hersteller Kettler ja sogar Insolvenz anmelden musste?
Der Fö: Der Wikipedia-Artikel endet mit der Erkenntnis „[…] stammt der Name einfach von der Tatsache, dass Bierschinken gerne zu Bier gegessen wurde“. Klingt wirklich ein wenig wie ein Nachruf, zumindest lässt sich schlussfolgern, dass heute entweder kein Bier mehr getrunken oder kein Bierschinken mehr gegessen wird. Tatsächlich glaube ich, dass der Brotbelag Bierschinken keine große Zukunft hat. Vor geraumer Zeit wurde mir per Briefpost ein Bierschinken zugestellt, der sich allerdings auf der Strecke von Kiel nach Dortmund in einen hässlichen schwarzen und stinkenden Klumpen verwandelt hatte und somit mehr Ähnlichkeit mit meinem Herzen oder deiner Leber hatte als mit einer Scheibe feiner Brühwurst aus gepökeltem Fleisch. Seitdem bin ich der festen Ansicht, dass die Traditionswurst ihrem bitteren Ende entgegen geht. Ob wir etwas damit zu tun haben? Ich glaube eher, dass all die Bands, die wegen unserer angeblich ungerechtfertigten Kritiken keine Platten mehr verkaufen, ihren Frust in Bierschinkenwettessen ersticken.
GETADDICTED: A propos Wikipedia: Wie steht ihr dazu, dass Wikipedia euer Erfolgskonzept geklaut hat? Nur Texte mit Fotos, kein Video-Flash-3D-Sonstwas-Schnickschnack. Und euer Motto „Immer unkonventionell, immer subjektiv und manchmal auch ziemlich dämlich.“ findet sich da ja auch wieder.
Der Fö: Wir waren auch Vorläufer für das dezente Google-Layout und den hohen Funktionsumfang von Facebook. Von den Tantiemen kann unsere Redaktion ganz gut über die Runden kommen, nur die Wikimedia-Foundation reagiert einfach nicht auf unsere Mahnbescheide – die in Form von schwarz angelaufenen Bierschinken-Scheiben vielleicht auch etwas harmlos erscheinen. Kann sich halt nicht jeder nen Ork als Geldeintreiber leisten.
GETADDICTED: Du hast deine Mail letztens mit Fö/Felix unterschrieben. Ist Felix etwa dein richtiger Name? Wollt ihr etwa am Ende noch seriös werden?
Der Fö: Felix ist der Spitzname unserer Sekretärin Gundula-Liliane. Wir hatten auch die Idee, den Redaktionswaschbär so zu nennen, aber seit er sich damals an ner Hosen-Platte verschluckt hat, reagiert er nur noch auf „Ihro Majestät“. Ich selbst überlege, mich auf „Flo“ umtaufen zu lassen, um den Autokorrekturen dieser modernen tragbaren Telefone entgegen zu kommen.
GETADDICTED: Ihr macht zu eurem Geburtstag zwei Festivals, zu denen ihr – gefühlt – eure Lieblingsbands eingeladen habt. Welche Bands – dead or alive or unbezahlbar – hättet ihr am liebsten spielen lassen?
Der Fö:
dead: Rabatz
alive: Die Superfreunde
unbezahlbar: ABBA
GETADDICTED: Ist euch im Nachhinein eigentlich irgendein Bericht, Review oder ähnliches wirklich unangenehm? Irgendwas, das ihr im Nachhinein anders gemacht hättet oder eine Band, über die ihr normalerweise nicht berichtet hättet, wenn ihr gewusst hättet, dass … [Argument hier einfügen] Der Fö: Bei all den Peinlichkeiten, die die Band so verbrochen hat, hätte ich Betontod gerne schon viel früher scheiße gefunden.
Unangenehm ist mir im Nachhinein auch sehr, dass ich auf die Bitte von Macky Messer reagiert habe, die wirklich fiesen Begrifflichkeiten für die Öffentlichkeit zu sperren. Hier habt ihr sie: Omas ficken, Druglords, Knast, weißes Pulver, gestreckt mit Edelweiß.
Obendrein ist mir unangenehm, dass ich soeben der Versuchung widerstanden habe, Betontod und Macky Messer in einem Satz zu nennen.
GETADDICTED: Wann ist eigentlich aus dem seriösen Typen hier so ein verlotterter Musikjournalist geworden?
Der Fö: Das hängt mit Omas ficken, Druglords, Knast, weißem Pulver und Edelweiß zusammen. Und mit meiner neuen Brille.
Da Bierschinken ja Geburtstag hat, haben wir uns an dieser Stelle entschlossen, ihnen ein Geschenk zu machen: Der Fö darf sich selbst drei Fragen stellen, die er immer schon beantworten wollte.
Der Fö: Was ist das Schönste, das dir jemals jemand gesagt hat?
Der Fö: „Wegen euch hat sich meine damalige Metal-Band aufgelöst.“
Der Fö: Hast du bei all der Arbeit, die Bierschinken so macht, überhaupt noch Zeit für andere Sachen?
Der Fö: Die Bierschinken-Artikel werden mittlerweile von einem Roboter verfasst, den man lediglich mit einigen Attributen (Wetter, Bierpreise, Krach-Melodie-Faktor, political correctness) füttern muss. Er läuft mit Verbrennungsmotor und ist irre laut. Aber dafür habe ich genug Zeit, mich um meine Insektensammlung zu kümmern. Die anderen Redakteure kümmern sich um meinen weitläufigen Garten.
Der Fö: Siehst du getaddicted.org eigentlich als Konkurrenz oder als ebenbürtige Mitkämpfer?
Der Fö: Seit die uns damals den Begriff „Mediatheke“ vorweg-geklaut haben, verengen sich meine Augen immer zu Schlitzen, wenn ich wen von denen sehe. Aber dafür tragen unsere Partyfotografen die lustigeren Hüte.