Fünf Fragezeichen mit Yellowknife

Yellowknife ist das Projekt von Tobias Mösch, das mittlerweile mehr als eine One-Man-Show ist. Vor kurzem ist das Debüt-Album „Wooden Future“ erschienen.

GETADDICTED: Nennt drei Schlagworte, die das Album „Wooden Future“ beschreiben!
Tobias: Solo-Platte im Bandsound.
Zurechtfinden in einem neuen Lebensabschnitt.
Magnet, der mein Leben in den letzten zwei Jahren maßgeblich bestimmt hat.
GETADDICTED: Jede Veröffentlichung ist „das beste, was wir jemals gemacht haben“. Warum sind diese Songs besser als alle vorher und besser als der Rest der Welt?
Tobias: „Besser als vorher“ kann ich ohne Übertreibung sagen, weil es das Debütalbum ist.
„Besser als der Rest der Welt“ wäre vermessen und geht mir deshalb nicht über die Lippen.
Aber es ist definitiv so, dass ich noch bei keiner Platte so akribisch vorgegangen bin. Von der Ausarbeitung der Songs, über die Aufnahme an sich, den Mix und das Artwork – alles wurde mit sehr viel Bedacht und Detailverliebtheit von allen Beteiligten gemacht. Das war ein herausfordernder aber auch sehr motivierender Prozess.
GETADDICTED: Es kann nur einen geben: Welcher Song ist Dein Lieblingssong des neuen Albums? Erzähl uns kurz, wie der Song entstanden ist und beschreib Deine Eindrücke oder Gefühle in der Entstehungsphase!
Tobias: Natürlich schwer zu sagen, weil alle zehn Songs sehr persönliche und in meinen Ohren auch unterschiedliche Momentaufnahmen sind.
„Veneer“ ist aber letztlich wohl der gemeinsame Nenner und inhaltlich auch so etwas wie der Titelsong. Es war der letzte Song, den ich für das Album geschrieben habe und wir haben ihn erst während der Aufnahmen wirklich fertig gestellt. Der Songaufbau ist relativ simpel gehalten, was ihn für mich aber gleichzeitig auch noch ein Stück interessanter macht. Wir haben uns bei diesem Song noch stärker als bei den anderen auf die Instrumentierung und den Sound konzentriert und er ist daher auch ungewöhnlich mit seinen Rhodes-basierten Parts, dem Cello am Schluss und dem Gesang, den wir über einen VOX AC 30 Gitarrenverstärker gejagt haben. Ich hatte mal in einem Interview von Feist gelesen, dass sie das bei den Aufnahmen zu einer ihrer Platten so gemacht haben. Als Lukas, der die Platte produziert hat, und ich es dann ausprobierten, wussten wir direkt, dass dieser Song genau das braucht.
Den Text habe ich erst kurz vor knapp aus Versatzstücken zusammengesetzt, die ich schon etwas länger in meinen Notizen hatte. Er handelt von der Erkenntnis, irgendwann nicht mehr alle Optionen zu haben, irgendwann festzustellen, dass einem nicht mehr alle Türen offenstehen, wie man bisher immer dachte. Für mich kam diese Erkenntnis nach meinem Studium: Als ich fertig war, habe ich gemerkt, dass ich dieses Gefühl, alles in meinem Leben machen zu können, zusammen mit der Uni hinter mir lassen musste. Es war natürlich auch nie so, dass mir alle Türen offen standen, aber ich hatte dieses Freiheitsgefühl immer als treuen Begleiter im Rücken.
Diese Ernüchterung verbunden mit einem festen Glauben an ein selbstbestimmtes Leben sind nicht nur Thema von „Veneer“ sondern auch die Überschrift des gesamten Albums und letztlich auch der Grund für dieses gesamte Yellowknife-Projekt. Zudem hat Michi von Iconographic diesem Song ein großartiges Video verpasst und „Veneer“ damit für mich noch mal auf eine höhere, emotionale Ebene gehoben.
GETADDICTED: Warum habt ihr euch für den Albumtitel „Wooden Future“ entschieden? In drei Sätzen.
Tobias: Weil es den Grundtenor der Songs beschreibt.
Weil auf der Platte schon genug zurückgeblickt wird und ich wenigstens im Titel nach vorne blicken wollte.
Weil „Et voila!“ leider einfach nicht klar ging.
GETADDICTED: Zwischen welchen CDs oder Platten würde euer Album in eurem Regal stehen?
Tobias: Da ich meine Platten alphabetisch nach Interpreten geordnet habe, steht „Wooden Future“ zwischen Wye Oak und ZZ Top. Würde ich meine Platten nach Genre ordnen, würde das zu circa anderthalb Tagen Konfusion und Stress führen. Danach würde ich sie wahrscheinlich zwischen meine Death Cab for Cutie-Alben, Ryan Adams-Sammlung und The National-Platten mogeln.