Mogwai spielen Soundtrack zu "Zidane – A 21st Century Portrait" im Schauspielhaus Bochum

Auch wenn sich der heimische VfL mit Neuverpflichtungen für die kommende Saison bislang spärlich bedeckt hält, lässt es sich einer der ganze Großen nicht nehmen, seine Fußballkunst in Bochum aufblitzen zu lassen. Im Rahmen des K15 Theaterfestivals mit dem Motto „Bretter, die die Welt verleugnen” zeigt das Schauspielhaus Bochum „Zidane – A 21st Century Portrait” von Douglas Gordon und Philippe Parreno. Als Sahnehäubchen statten auch Mogwai – verantwortlich für den Soundtrack zum Film – der Ruhrgebietsstadt einen exklusiven Besuch ab und verteidigen gelungen ihren Ruf als eine der lautesten Livebands der Welt.

GITARRENBRETTER, DIE DIE WELT BEDEUTEN
Mogwai live im Schauspielhaus Bochum // 30.06.2009

Wer erinnert sich nicht an Zinèdine Zidane und seinen Kopfstoß gegen den Italiener Materazzi im Finale der Fußball-WM 2006? Doch wer hat denn auch seine Leistung für Real Madrid gegen Villareal am 23. Mai 2005 vor Augen? Der Film füllt diese Wissenslücke auf und zelebriert Zidane – auf 90 Minuten verfolgt von 17 Kameras.
Der Film ist mehr Kunst als Kick, mehr Dada als Doku. Beeindruckende Kameraschnitte und sorgfältig gefilterte Geräusche fesseln – aber höchstens für zwanzig Minuten! Das ungekürzte Spiel gerät zu langatmig, selbst als eingefleischter Fußballfan wartet man auf den Schlusspfiff. Zidane selbst scheint bereits während des Spiels eine Vorahnung gehabt zu haben und fängt sich vorzeitig (mal wieder) die Rote Karte ein.
Mogwai Schauspielhaus BochumDie zweiten 90 Minuten plus Verlängerung des Abends brennen sich bei allen Anwesenden im Schauspielhaus Bochum in Gehirn und Gehör. So schüchtern die vier Schotten von Mogwai auch die Bühne betreten und ohne große Gesten ihren Auftritt beginnen, ist die zurückhaltende Stimmung während des Films innerhalb der ersten ruhigen Takte von „Jim Morrison” und dem ersten Tritt auf die Verzerrer wie weggeblasen.
Ungläubig starren Zuschauer, die in Erwartung eines kulturell Abends mit Film und dahinplätschernder Musik den Weg ins Schauspielhaus Bochum gefunden haben, auf die Bühne, halten sich hier und da spgar die Ohren zu, Diejenigen, die wissen, worauf sie sich eingelassen haben, verziehen ihre Münder zu einem manischen Grinsen und begeben sich ins Mogwai-Universum.
Melancholische, wunderschöne Klaviermelodien und minimalisiertes, aber punktgenaues Drumming bestimmen die ruhigen Parts der einzelnen Lieder. Doch immer wieder kommt es zum Ausbruch des Vulkans. Dominic Aitchinsons Bass fährt noch den Leuten in der letzten Reihe in die Glieder und bringt das Schauspielhaus Bochum zum Wackeln. Die Lautstärkeregler der Gitarren stehen irgendwo zwischen Düsenjet und Apokalypse, so dass es einen selbst mit vernünftigen Stöpseln in den Ohren noch wegbläst.
Die Leute in den ersten Reihen könnten einem leid tun. Könnten! Denn die unglaublich gute Akustik des Theatersaales sorgt selbst bei diesem Soundorkan noch für einen differenzierten Sound.
Mit jedem Stück werden Mogwai noch lauter, noch brachialer, noch mächtiger. Eine Vielzahl der bereits erwähnten Unvorbereiteten hat längst die Flucht ergriffen (Frevler… Ketzer… Selbst schuld!), als das schottische Quartett sich und das Publikum mit „Helicon 1″ und „2 Rights Make 1 Wrong” in den positiven Wahnsinn spielen. Die Stille bei Mogwais Abgang von der Bühne hält weniger als einen Lidschlag an. Die Begeisterungsschreie des Publikums machen dem Lautstärkepegel des soeben Erlebten Konkurrenz, sodass es nach einmütigem Verschnaufen noch einmal richtig derbe kommt.

Gut gelaunt fährt man mit „Herod” die Maschine Mogwai wieder hoch, um zum Abschluss noch einmal richtig tief in die Trickkiste zu greifen. „Batcat” ist ein Monster! Mit jeder gespielten Note frisst es das Publikum auf. In der ersten Reihe hält es einen einfach nicht mehr in seinem Sitz. Direkt vor der Box stehend verfällt er in ein ekstatisches Zucken, nicht Herr seiner Sinne, scheint es, als ob Mogwai gerade als Exorzisten wirken.
Ein kollektiver Tritt auf die Mute-Schalter, minutenlange Standing Ovations, beim Verlassen des Schauspielhaus Bochum wirkt die Welt anders. In den Ohren wird dieses Konzert noch lange Zeit nachklingen.

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Titel-Foto: Mathias Schumacher