OMP – Songs About The Sun

Dreißig Menschen machen luftig orchestrale auf Kinderinstrumenten und stricken ihr Debüt als Konzeptalbum rund um die Sonne. Erbaulich, verwirrend und anregend.

OMP - Songs About The SunDer Kopf hinter dem Orchestre Miniature in the Park ist Klaus Cornfield,  ehemaliges Gründungsmitglied und Sänger der Indie-Legende Throw That Beat in the Garbagecan, die nur noch Menschen ein Begriff sein dürfte, die ihre ersten digitalen Plattensammlungslisten unter Windows 3.1 angelegt haben. Oder auf dem Amiga. Wobei, „Kopf“, das würden wohl weder er noch sein anarchistisch kreatives Kollektiv gerne hören, welches auf dem Cover von „Songs About the Sun“ in bunten Farben und süßen Bildern unmissverständlich seine politische Seite zeigt – die süßen Instrumente mit Gesichtern spielen dort auf einem wahrscheinlich besetzten Gelände am Ufer der Spree.
Die Lieder über die Sonne sind voll von instrumentalem Reichtum und simulieren textlich kindliche Unschuld. Während Melodica, Ukulele, Banjo, Gitarren, Glockenspiel, Kazoo sowie eine Vielzahl von Kinderpianos aus dem Spielwarenhandel sich austoben, trägt Cornfield seine Verse mit der Stimme eines erwachsenen Kindes vor. Oder eines Mannes, der gerade ein Hörspiel aufnimmt. Natürlich handeln manche Lieder von Traurigkeit unter der Sonne, während man „eigentlich“ glücklich sein sollte (dieses verfluchte „eigentlich“!) oder auch von Drogen, die immer die Sonne scheinen lassen, so dass sich der „stranger on the street“ nur noch „half es mean“ benimmt. Das Prinzip, zuckersüß beschwingte Musik mit auf den zweiten Blick bösen und bissigen Inhalten zu verknüpfen, erinnert natürlich an den Vibe von Belle & Sebastian, entfaltet aber seinen ganz eigenen Reiz.
Schon seit vielen Jahren auf den Festivals und öffentlichen Plätzen dieser Republik unterwegs, gibt es sicherlich zwei Gründe, warum Martin Propp das Debüt dieser Formation auf seinem bemerkenswerten Label 6:5 (beheimatet z.B. auch das GlasBlasSingQuintett) herausgebracht hat. Erstens: Diese Leute behaupten nicht bloß, alles anders zu machen, sondern setzen es tatsächlich in die Tat um. Zweitens: Kinderinstrumente hin oder her, sie haben Flow! Anarchie bedeutet hier keinen einzigen Takt lang heilloses Durcheinander, sondern traumwandlerisch stimmiges Zusammenspiel. Im Grunde so, als würde der FC Barcelona einfach nur zum Spaß aufs Feld schreiten, gegen eine Auswahl vom Spreeufer.
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