Das große City-Light-Thief-Tourtagebuch

City Light Thief veröffentlichen mit „Death Trip“ eine neue 7′, sind aber vorher schonmal mit Hey Ruin und An Early Cascade unterwegs. Das City-Light-Thief-Tourtagebuch von Sänger Benjamin gibt’s exklusiv hier auf GETADDICTED.
Hier geht’s zum zweiten Teil
Ich weiß auch nicht, wie wir das immer machen. City Light Thief sind die verdammt nochmal faulste Band, die ich kenne – und ich hab echt mit vielen Bands zu tun – aber irgendwie schaffen wir es immer, dass andere Bands uns auf Tour einladen. Wir selbst sind viel zu langsam darin, Nägel mit Köpfen zu machen, Tour-Zeiträume klar zu definieren und alles zu buchen. Schon seit Jahren aber hat es sich irgendwie festgeschliffen, dass wir mindestens einmal im Jahr so richtig schön unterwegs sein können, und lustigerweise ist das oft über Ostern.
Dieses Mal bekamen wir vor einigen Monaten eine ganz nette Mail von André, den wir als Gitarristen der Trierer Hardcore-Institution MNMNTS schon vor ewiger Zeit kennenlernten, ob wir nicht Lust hätten, im April gemeinsam mit seiner neuen Band Hey Ruin auf Tour zu gehen. Hatten wir, und überraschenderweise passten die Daten auch in unseren inzwischen-irgendwie-Erwachsen-Alltag. Der Booking-Prozess zieht sich dann nach so einer Entscheidung, auf Tour zu gehen, normalerweise über Monate (das kennt echt jede Band…) nur damit am Ende 4x „TBA“ auf dem Tourposter steht. Doch dieses Mal war’s irgendwie anders. Nur knappe zwei Wochen nach dem Erstkontakt war es André und unserem Booker Marius gelungen, eine 9-tägige Tour ohne Off-Day für City Light Thief und Hey Ruin auf die Beine zu stellen. So lang am Stück waren wir schon drei Jahre nicht mehr auf Tour.
Es ist wirklich wahr: Das Glück ist mit den Dummen. Und das sind in diesem Fall wir. Dumm & Glücklich.
Jetzt geht’s also los mit dem City-Light-Thief-Tourtagebuch. Die Fotos hat der talentierte Sebastian Igel gemacht, der uns auf der ganzen Tour begleitet.

13.04. HANNOVER, Stumpf

Es ist Karfreitag, laut Gesetz herrscht das berüchtige Tanzverbot. Die große Punk-Prüfung einer jeden Band und jedes Veranstalters. Eigentlich dürfen an diesem Tag keine Konzerte stattfinden, doch dem Stumpf in Hannover ist das glücklicherweise egal. Wir kommen sehr pünktlich am kleinen Club an, der sich unter der (optisch wirklich eindrucksvollen) Leibniz Universität in Hannover befindet und werden von Veranstalter Flitze begrüßt.
So ein erster Tourtag ist immer aufregend. Obwohl wir uns alle untereinander kennen, muss man ja auch erstmal den richtigen Vibe miteinander finden, doch das klappt schnell und gut, es herrscht eine wunderbar positive Stimmung mit einer großen Klatsche Anspannung bei allen. Es gibt ein großes Hallo mit Hey Ruin, wir öffnen die ersten Tour-Biere, laden das erste Mal aus und bauen auf. Heute spielt die Bremer Punkrock-Band Postford noch mit, wir spielen in der Mitte und haben deshalb aus Zeitgründen keinen Soundcheck. Das macht die Aufregung nicht unbedingt besser.
Es wird auch nicht wirklich besser, als um 20:30 Uhr die Türen auf gehen, und erstmal gar niemand kommt. Uns fehlt für Hannover sämtlicher Vergleich. Wir waren nur einmal hier, vor fünf Jahren, als Support von Polar Bear Club. Hey Ruin waren noch nie in Hannover, aber als sie vor 7 Jahren (krank, dass wir alle schon so lang unterwegs sind!!) mit MNMTS auch im Stumpf spielten, hatten die Leute eher Bock sich das Bierkistenrennen auf dem Vorplatz anzusehen (kein Witz), als sich das Konzert anzuschauen. Naja. Wir erwarten besuchertechnisch also erstmal nicht viel.
Als Postford beginnen, füllt sich der Raum aber auf einmal schlagartig. Postford spielen politischen Punkrock, der musikalisch stark an Captain Planet erinnert. In den Texten halt aber kein Emo, sondern die gute Art Parolen. Schönes Konzert, nette Leute!
Inzwischen ist es richtig voll geworden im Stumpf. Unser Freund & Weltenbummler Olli ist aus Hamburg angereist, er hat Fabian von Havarii und weitere Freunde dabei. Skotty von den Forkupines ist aus Braunschweig mit Freunden angereist. Wie genial. Schön, all diese Leute zu sehen.
Dann geht alles ganz schnell: auf die Bühne, alles verkabelt, und ehe ich mich versehe sind wir schon mitten drin im ersten Song der Tour. Bisher hatte ich den ganzen Tag mit Autofahren und Rumhängen und Biertrinken verbracht, und auf einmal merke ich, wie mein Körper von 0 auf 100 auf der sehr niedrigen Bühn
City Light Thief in Hannover, Foto: Sebastian Igel
e fast bis an die Decke hüpft, ich ungelenkte Verrenkungen vollführe, und gegen den Krach hinter mir anschreie. Es ist im ersten Moment atem-raubend, aber irgendwie fühlt sich alles gut an. Wir spielen zwar jeden Song mit zahlreichen Fehlern, aber das ist irgendwie erstmal ganz egal. Unsere neue „Single“ „Death Trip“ feiert mitten im Set Bühnenpremiere. Wir verhacken den letzten Refrain, aber trotzdem fühlt der Song sich live gut an – verrückt, wie es das Lied vor zwei Monaten einfach noch nicht mal gab. Nach gut 45 Minuten ist der Krach vorbei.
Dann spielen HEY RUIN ihr allererstes Konzert zu fünft. Jens ist „neu“ in der Band, und hat schon ein paar Mal André ersetzt. Das gefiel der Band so gut, dass sie ihn einfach als festes Mitglied dazu geholt haben. Und das funktioniert total gut. Das klingt nicht nach „Debüt“, sondern wahnsinnig gut. Geil, dass ich das jetzt noch acht weitere Abend angucken kann.
Am Ende natürlich alles wie immer: Getränke, Bus laden, verabschieden von den ganzen geilen Leuten, ab zur Unterkunft. Wir schlafen in einem fußläufig erreichbaren Jugendzentrum, es gibt noch einen Schlummertrunk und dann ab ins Bett. Was für ein guter Tag 1.

14.04. BERLIN, TOMMY HAUS

City Light Thief in Hannover, Foto: Sebastian Igel
Der Morgen beginnt, wie sollte es auch anders sein, mit einem schönen Kater. Aber ich mag das irgendwie. Die Dusche hat keine Tür, wir machen uns trotzdem sauber (zumindest die meisten…) und fahren früher nach Berlin los, als wir eigentlich müssten. Wir machen einen Zwischenstopp bei Sven in Oranienburg, der aus unserem Heimatort Grevenbroich nach dort rübergemacht hat. Sehr schön ihn wieder zu sehen. Anschließend fahren wir weiter nach Berlin, und da wir noch eine gute Stunde Zeit haben, bevor es losgehen soll mit dem ganzen Geschleppe und Aufgebaue, tun wir das einzig Sinnvolle und kehren in einer Kneipe ein.
Im Tommyhaus angekommen werden wir sehr herzlich von Ling und Lydia empfangen, die die heutige Show veranstalten. Der Erlös des Konzerts soll an Queer Leben gespendet werden, was wir eine sehr gute Sache finden. Trotzdem die Angst: hoffentlich kommen auch genug Leute, so dass auch wirklich Geld gespendet werden kann. Der Schicksaal getaufte Raum, in dem wir spielen, ist relativ riesig, was erstmal einschüchtert. Dafür ist die Bühne aber schön groß und wir passen gut darauf.
Einen Soundcheck können wir wieder nicht machen, weil Tobi und Roman (hust hust hust) sich über zwei Stunden verspäten. Aber naja, wird schon. Heute spielt die Berliner Punkrock-Band Ein Gutes Pferd mit, deren Namen mir bei aller Blödheit trotzdem jedes Mal ein Lächeln entlockt. Noch bevor sie den Abend eröffnen haben bereits über 110 Leute Eintritt gezahlt. Und es kommen noch mehr. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wo kommen all die Leute her? Phil von Heisskalt ist gekommen, Sören von Smile And Burn ist da, mehr Freunde aus der alten Heimat… Ach, das ist echt richtig schön. Ein Gutes Pferd spielen ein sehr kurzweiliges Konzert, es wird Pogo getanzt.

City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

Dann gehen wir auf die Bühne. Der große Raum ist echt richtig sehr voll. Das Konzert macht großen Spaß, und wir fühlen uns schon viel sicherer als gestern noch. Alles läuft super, bis ich während „Panica“ unglücklich über Bringos Effektboard stolpere (meine ungelenken Bewegungen erwähnte ich ja bereits) und seinen Bass damit für fast den ganzen Song außer Gefecht setze, weil ich gegen die Strombuchse irgendeines Effekts komme. Damit erhöht sich der Buchsen-Count der Tour auf 2: die erste Buchse, die ich kaputt gemacht habe war meine eigene Hose, die schon während der Show in Hannover aufriss, und jetzt Bringos Strombuchse.
Kacke, das killt den Song ein bisschen, der immer ein bisschen mein Höhepunkt unserer Konzerte ist. Egal – im großen und ganzen läuft das alles super. Jemand aus dem Publikum behauptet er hätte uns schonmal in Pulheim live gesehen. Aber ich glaube das kann nicht sein, denn dort haben wir noch nie gespielt. Oder?
HEY RUIN berühren mich danach richtig: ich glaube, die Songs drücken die Knöpfe, die in meinem Gehirn seit Muff Potter nicht mehr wirklich gedrückt wurden. Kluger, deutscher Punkrock, der halt auch musikalisch wahnsinnig interessant ist, und dazu noch immer wieder die MNMTS-HC-Vergangeheit durchblitzen lässt. Außerdem gefällt mir die Art, wie Seb sich auf der Bühne bewegt. Ihm würde so ein Faux-Pas wie mir nicht passieren, bei dem er den Bass zerstört. Er hat seinen Körper besser unter Kontrolle. Haha. Die Leute tanzen Pogo dazu.
Danach wie immer der schönste Teil des Tages. Mit den vielen Leuten reden, an der Bar trinken bis sie zu macht. Ganz tolle Menschen all around. Wir schlafen in der Dachetage des Tommyhaus. Von dort hat man einen fabelhaften Blick über Kreuzberg. Bevor wir schlafen gehen, habe ich noch zwei Erinnerungen: einmal haben wir laut auf die bekannte „Happy Birthday to you“ Melodie „Happy Burzum to you“ gesungen (wie ist das eigentlich passiert? Niemand hatte Geburtstag?), zweitens ist die obere Etage der selbstgebauten Doppelstockbetten so hoch, dass ich beim Versuch leise davon runterzuspringen fast meine Pulsadern aufschneide. Klingt komisch, besser kann ichs aber nicht erklären. Ich schlafe total glücklich ein. Da ist heute wirklich echt ne Menge Geld zusammengekommen, dass an Queer Leben gesponsort werden kann. Geil.

15.04. TANGERMÜNDE, KAMINSTUBE

City Light Thief in Tangermünde, Foto: Sebastian Igel

City Light Thief in Tangermünde, Foto: Sebastian Igel

Ostersonntag, selbst Berlin ist ruhig as fuck. Kaum jemand ist auf den Straßen unterwegs. Wir frühstücken in einem Fahrradladen, der im Rahmen der Gentrifizierung dazu übergegangen ist, Fahrräder für 4.000€ und Frühstück zu verkaufen. So absurd die Idee klingt; es scheint aufzugehen. Das Frühstück ist sehr gut.
Danach dann endlich Zeit für unsere liebste Bandbeschäftigung: Schwimmbad. Leider haben wegen des Feiertags fast alle Bäder zu, und so fällt unsere Wahl auf das Stadtbad Neukölln. Der „Fun“faktor des Bades liegt eigentlich unterhalb des CLT-akzeptablen Werts (keine Rutsche, kein Whirlpool, you know the drill…), aber insgesamt ist das Bad doch sehr schön. Das Wasser hat die perfekte Temperatur. Nach etwa einer halben Stunde kommt eine weitere Gruppe von 5-7 junger Männern ins Schwimmbad, und allein an Körperhaltung und Tattoomenge erkennt man an ihren Umrissen, dass es sich um eine Band handeln muss.
Wir tragen keine Brillen, erkennen daher nichts, und denken erstmal nicht weiter drüber nach. Im Moment in dem ich aus dem Wasser steige um das Bad zu verlassen, meine ich aber ein Gesicht zu erkennen. Als mir dann draußen vorm Schwimmbad ein weiteres Gesicht bekannt vorkommt, macht alles endlich einen Sinn: das waren gerade Start A Fire aus Stuttgart, oder zumindest Teile der Band, die dort ins Schwimmbad kam. Auch Start A Fire sind gerade auf Tour, wie ich nachrecherchiere, und tatsächlich heute in Berlin. Wir haben uns nicht erkannt beim Plantschen, dabei hatten wir mal einen sehr schönen gemeinsamen Abend vor etwa anderhalbjahren in Karlsruhe. Im Nachhinein erfahre ich auch, dass Joost mit der Band auf Tour ist, der das Video zu unserem Song „Quick Fix“ gemacht hat. Sorry, Boys. Nächstes Mal sagen wir Hallo! War keine Absicht. Schöne Reise euch auch noch!
City Light Thief in Tangermünde, Foto: Sebastian IgelImmernoch time to kill: wir essen ein Stück hippe kanadische Pizza mit Chili-Ahorn-Syrup und begeben uns dann auf den Weg nach Tangermünde. Es ist nicht weit bis dort, aber keine Autobahn führt dorthin. So schleichen wir durchs Brandenburger Land (ist das überhaupt das Brandenburger Land? Keine Ahnung, aber klingt irgendwie gut!) und kommen überpünktlich in Tangermünde an. Jetzt ist auch noch Zeit für einen Spaziergang entlang der Elbe.
Haha, wenn ich das City-Light-Thief-Tourtagebuch jetzt runterschreibe fällt mir auf, dass das ein richtiger Urlaubstag war. Richtig schön.
Die Show heute abend wird von Tobsen und Dave gemacht. Dave versucht uns schon seit Jahren in die Gegend Stendal/Tangermünde/Salzwedel zu holen, schon seitdem er früher bei Empty Guns Bass gespielt hat. Die beiden sind wahnsinnig herzlich und wir fühlen uns Willkommen. Weiß man immer gar nicht wohin mit der ganzen Wohlgefallen, der einem von fremden Leuten entgegen gebracht wird. Schön, dass wir jetzt endlich mal hier sein können.
Die Kaminstube ist quasi ein selbstgebauter, nicht so ganz legaler Laden, der einfach mitten in einer stillgelegten Fabrikhalle liegt, die in einem Industriegebiet mindstens 15 Gehminuten vom „Zentrum“ des Orts entfernt ist. Es ist eigentlich vollkommen unvorstellbar, dass hier jemals jemand zu einem Konzert von zwei kleinen Bands kommen wird. Es gibt keine Bühne, dafür aber eine „Wall of Fame“ mit unzähligen Postern von Bands, die von Tobsen und Dave hier her geholt wurden. Da ist alles dabei. PALE, Escapado, FJØRT, Kosslowski, Paan.. Die Liste ist endlos, aber wir fühlen uns in allerbester Gesellschaft, alle haben irgendwo hier in der Gegend gespielt. Jetzt stehen wir auch dabei. Genial.
Und siehe da, je später es wird kommen Auto um Auto mit Fahrgemeinschaften an. Als wir um 22 Uhr beginnen sind vielleicht 50 oder 60 oder 70 Leute da, die Kaminstube ist voll. Wie schön. Ja, so ehrlich muss man sein: die Leute sind erstmal zum Saufen hier, nicht direkt wegen der Bands. Aber das ist ihr gutes Recht. An eine „Floor Show“ muss man sich ein bisschen gewöhnen. Trotzdem macht es sehr Spaß, für Leute zu spielen die noch nichts oder nur sehr wenig von uns gehört haben. Allein für Dave zu spielen ist cool, weil er uns schon seit Jahren verfolgt. Wir spielen technisch… interessant, aber zum Glück interessiert das heute niemanden. Uns auch nicht.
Das Beste passierte kurz vor der Show: Frank kommt uns überraschen. Frank war der Drummer von Adolar, quasi die deutsche Lieblingsband unserer ganzen Band. Die (leider letzte) Platte „Die Kälte der neuen Biederkeit“ ist nicht weniger als ein absolutes Meisterwerk. Es ist genial Frank nach so vielen Jahren wiederzusehen, sich auf den neuesten Stand zu bringen. Megagut.
Dann spielen HEY RUIN, wieder geil, wieder Pogo. Danach steigt einfach eine Party, wie sie Oldschooliger nicht sein könnte. Auf Jimmy Eat World folgt ein Classic Rock Song, dann ein Pophit, dann Captain Planet. Ich tippe auf: WinAmp Best Of Playlist auf Shuffle. Es wird getanzt, der favorisierte Drink der Besucher ist Rum-Cola. Alles ist wahnsinnig herzlich. Ein netter Kerl am Merch sagt mir, unser Song „Fireman“ wäre ein richtiger Hit, wenn der Refrain nur früher kommen würde, ein anderer Besucher ruft jedes Mal wenn Tobi an ihm vorbei läuft „GEIL! DA IST JA ED SHEERAN!“. Es ist ein wilder, geiler Abend, wie er glaube ich so auch nur in Tangermünde funktionieren kann.
In unserer Unterkunft, bei Tobsen zu Hause, wird ein Raum zur Hälfte von einem riesigen Terrarium eingenommen – darin ein Leguan so groß wie ein Hund. Ich hab leider vergessen ihn nach seinem Namen zu fragen. Es ist spät, und wir sind alle relativ alkoholisch unterwegs. Unser Merchandiser Stefan und unser Fotograf Sebastian adden gegenseitig die Schwester des anderen bei Facebook – beide sind Single und hielten das für eine gute Idee. Wie diese Geschichte ausgeht erfahren wir hoffentlich im Laufe dieses Tagebuchs.
Wir gehen viel zu spät dafür ins Bett, dass wir am nächsten Tag bereits um 10 Uhr losfahren müssen. Wir bekommen es trotzdem irgendwie hin. Was für ein Tag.

16.04. AACHEN, MUSIKBUNKER

City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

Von 10 bis 16 Uhr fahren wir die 555 Kilometer von Tangermünde nach Aachen, ohne weitere Vorkommnisse. Wir kommen pünktlich im Musikbunker an, HEY RUIN leider erst fast 90 Minuten später, sie hat der Osterstau mit voller Breitseite erwischt.
In meiner Tour-Vorhersage war ich mir recht sicher, dass der Abend im Musikbunker eher traurig werden würde: ein Ostermontag ist nicht der sexieste Tag für einen Konzertbesuch, und so richtig eine „Fanbase“ haben beide Bands nicht in der Stadt. Außerdem denkt der Musikbunker, dass nur wir heute abend spielen, dementsprechend gibt es nicht genug Essen für alle. Auch unsere Körper zeigen erste Ermüdungserscheinungen: wir sind 4 Konzerte am Stück, let alone 9, auch nicht so wirklich gewöhnt, alle sind ein bisschen angeschlagen. Its a hard knock life, hahahaha. (Die kommenden Termine gibt’s natürlich auch im City-Light-Thief-Tourtagebuch)
Der leichte Blues verfliegt allerdings sofort, als auf einmal gut 30 Leute in dem wirklich wahnsinnig kleinen „kleinen Raum“ im Musikbunker stehen. Heute fangen HEY RUIN an, und die Stimmung ist wirklich gleich richtig fantastisch. Es sind zwar vielleicht nur 35 Zuhörer da inzwischen – aber wir hatten damit gerechnet, dass es eher nur 5 sind. Die Erleichterung und das Glück steht uns allen ins Gesicht geschrieben. Die Leute sind wirklich da, um die Musik zu hören.
Heute abend ist schon wieder hoher Besuch da, David von FJØRT und Adam Angst ist gekommen und auch er versichert uns, dass dieser „Turnout“ durchaus positiv für Aachen zu werten ist. Ich bin so happy, kann man sich gar nicht vorstellen.
City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

City Light Thief in Berlin, Foto: Sebastian Igel

Bei unserem Konzert habe ich soviel Spaß wie noch bei keinem auf der Tour vorher. Ich glaube wir haben unsere „Mitte“ jetzt so langsam gefunden, trotz der aufkeimenden Heiserkeit und sonstiger körperlicher Gebrechen. Positive Überraschungen sind ja fast so schön wie Vorfreude, und ich hätte niemals damit gerechnet, dass heute so cool wird.
Heute Nacht können wir zuhause schlafen, morgen ist schließlich Bonn dran, und das lässt sich alles gut bewältigen. Ich komme gegen 1 Uhr zu Hause an und werde um kurz nach 7 von meiner Tochter geweckt, die sich freut dass ich zuhause schlafe und mir ihre Geschenke von Ostern zeigt, ich bringe sie zum Kindergarten. Its a hard knock, wonderful life.
Die ersten vier Shows waren toller, als ich es je erwartet hätte, und heute feierte die Tour ihr Bergfest in einem meiner Lieblingsläden: das BLA in Bonn. Während ich das hier schreibe, öffnet Valeska gerade die Kasse, und ich habe das Gefühl, dass es heute abend auch ziemlich schön wird. Ob dem so war, erfahren wir dann später im City-Light-Thief-Tourtagebuch!