Interview mit KMPFSPRT 2012

Fire In The Attic, Days in Grief, Modelkarriere – alles liegt in Schutt und Asche. Da blieb den Meyer-Brothers Richard und Dennis, David Schumann sowie Max Schreiber nichts anderes übrig, als mit KMPFSPRT eine neue Band aus dem Boden zu stampfen. Am 18. Mai erscheint die erste EP namens „Das ist doch kein Name für ’ne Band“. GETADDICTED sprach mit Gitarrist David und Bassist Dennis.

FUN, PUNK & HC! KEIN FUNPUNKHARDCORE!

GETADDICTED: Ihr beiden seid schon lange Buddies, beschreibt den konkreten Moment, als ihr beschlossen habt, jetzt auch zusammen in ner Combo zu spielen.
David: Naja, ist ja nicht das erste Mal. Dennis und ich haben vorher genau genommen schon 2 Bands zusammen gehabt. Eine vor ungefähr 15 Jahren – gleichzeitig mit die ersten musikalischen Gehversuche von Dennis’ Bruder Richard (unserem Sänger, damals ca. 15) – und dann nochmal THE ZERO THREE vor knapp zehn Jahren mit Ex-DENY-EVERYTHING-Drummer Christoph. Wir hatten immer viel Spaß zusammen, da wir als Charaktere einfach gut passen. Und als nach FIRE IN THE ATTIC klar war, dass die Meyer-Brothers weiter zusammen Musik machen wollen, war es nur der logische Schritt, dass ich – gerade aus Japan wiedergekehrt – auch mit dabei sein würde. Zusammen mit unserem Drummer Max (Ex-DAYS IN GRIEF) sind wir menschlich eine ziemlich perfekte Kombination.

KMPFSPRT & Redfield – Plattenvertrag per Handschlag


KMPFSPRT DavidGETADDICTED:
Ein kurzer Erlebnisbericht der bisherigen Gigs, bitte.
David:
 Alle Shows in einer Antwort zusammenzufassen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein, deshalb formuliere ich es mal so: Es waren gute und schlechte, kleine und große, spektakuläre und nicht weiter erwähnenswerte Gigs dabei. Nie vergessen werde ich wahrscheinlich die Shows mit GORILLA BISCUITS, die seitdem ich ungefähr 16 war, bis heute eine der wichtigsten Bands für mich sind. Durch die Biscuits bin ich damals zum ersten Mal mit Vegetarismus und einer generell positiven Lebensweise in Kontakt gekommen, was für den kleinen Asi-Punk, der ich damals war, unschätzbar wichtig gewesen ist. Zusammen mit den Biscuits auf einer Bühne zu stehen, war also eine Ehre, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde.
GETADDICTED: Gerade mal ein halbes Jahr alt und schon dürft Ihr mit Idolen und Legenden spielen. Inwiefern hilft Euch Eure musikalische Vergangenheit, bereits seit mehreren Jahren zum Szene-Inventar zu gehören und Hinz und Kunz zu kennen?
David: Klar hilft es, die richtigen Leute zu kennen. Aber das haben wir – OK, eher Richard, Max und Dennis – uns auch über die Jahre erspielt. Ich denke aber: Wären wir eine schlechte Band, würde uns trotz Connections niemand vor große Bands auf große Bühnen buchen.
Dennis: Ich hab das ja bei FIRE IN THE ATTIC schon erlebt, da hieß es „Schau mal, kaum eine CD aufgenommen, schon einen Plattenvertrag“ und so weiter. Man darf nicht vergessen, dass wir einfach schon seit Jahren Musik machen. Auch wenn wir mit KMPFSPRT eine neue Band sind, so sind wir doch nicht neu, wir sind teilweise seit über 15 Jahren in Bands aktiv. Und wir wären ja auch dumm, wenn wir unsere Kontakte nicht nutzen würden. Wobei es schon so ist, dass die Leute eher auf uns zu kommen, einfach weil man sich interessiert, was alte Bekannte eben so machen. Ich glaube auch, fänden die uns nicht gut, würden die uns nicht so sehr unterstützen.
 
GETADDICTED: Ist bei Redfield zu unterschreiben Eurer Meinung nach momentan die logische Konsequenz in Sachen deutsche Independent-Labels? Und wieso?
Dennis: Für mich war Redfield immer erste Wahl, einfach auch weil wir mit den Jungs ein enges freundschaftliches Verhältnis pflegen. Da besteht auch ein großes Vertrauensverhältnis, welches man woanders erst aufbauen müsste, da wird dann schon mal ein Plattenvertrag per Handschlag und ohne Unterschrift besiegelt. Ich will nicht sagen, dass andere Labels schlechte Arbeit machen, aber Redfield fühlt sich für mich immer wie zu Hause an.
GETADDICTED: KMPFSPRT – mehr Funpunk als Hardcore oder vice versa?
David: Haha, wie kommst du auf Funpunk? Klar ist es Punk und macht Spaß, aber wenn du dir mal unsere Texte anguckst, wirst du merken, dass wir nicht über Drogen und Dosenbier shooten am Hauptbahnhof singen. Eher über die gesellschaftlichen Umstände, die Leute dazu bringen, solche Dinge zu tun. Mir ist auch wichtig, in jedem Text etwas in irgendeiner Form Relevantes zu sagen zu haben. Das war für mich bei Bands wichtig als ich klein war, und ich denke, dass es auch die jetzigen Kids verdient haben, Songs mit Relevanz und Inhalt zu hören. Ob man uns musikalisch zumindest im weitesten Sinne als Hardcore bezeichnen kann, müssen allerdings andere entscheiden. Ich denke, dass man – trotz aller Melodie und Popaffinität – unsere Roots gut hören kann. Also Fun, Punk und Hardcore. Aber keinen Funpunkhardcore!
KMPFSPRT BANDFOTO 2012

GETADDICTED: 
Wie sind die momentanen Gegebenheiten/ Umstände/ Verpflichtungen in der Band, um live zu spielen? Eher 20 oder eher 100 Shows?
Dennis: Wir machen, was wir können. Wir sind halt keine 19 mehr und haben total viel Zeit, sondern müssen uns die Zeit für die Band an allen Ecken zusammenkratzen. Es wird halt nicht unbedingt einfacher, vor allem wenn zwei Bandmitglieder mitten in ihrem Referendariat stecken. Aber dafür machen wir schon eine ganze Menge, und das ist ja auch eine überschaubare Zeit, bis die Jungs das Referendariat hinter sich haben. Man muss halt einfach besser planen. Auch da hilft die Erfahrung aus den alten Bands.

GETADDICTED: 
Nach einer ersten EP kommt traditionell ein Album. Gibt’s Material, Studiotermine, VÖ-Hirngespinste, etc.?
David: Hirngespinste gibt es für ca. 17 Alben, was davon realistisch umzusetzen ist, werden wir sehen! Der grobe Plan ist, Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres ins Studio zu gehen und ein Album aufzunehmen. Die Songs dafür zusammen zu bekommen, dürfte nicht besonders schwer sein, da die Band im Moment ein nicht versiegender kreativer Quell zu sein scheint.

KMPFSPRT – Weder Jan Delay noch Sven Regener

GETADDICTED: Wie seht Ihr als veröffentlichende Musiker die Position der Piratenpartei zum Urheberrecht?
David: Ich will eigentlich gar nicht über die Piratenpartei reden, da ich sie für eine überbewertete Eintagsfliege halte, die in den wirklich relevanten politischen Themen wenig bis nichts zu sagen hat. Klar sind Freiheit im Netz und ähnliche Themen sehr wichtig, aber da brauche ich keine Piraten für. Die haben zu den meisten, die normalen Arbeiter betreffenden Themen kaum eine klare Meinung und können deswegen auch immer wieder von Nazis unterwandern werden. Zur Urheberrechtsdebatte: Ich will in erster Linie nicht, dass Fans kriminalisiert werden.
KMPFSPRT DennisDennis: Das ist eine Frage, an der man sich allzu leicht die Finger verbrennt, vor allem als Musiker. Es wird ja geradezu erwartet, jetzt in das gleiche Horn wie Jan Delay oder Sven Regener zu stoßen. Ganz ehrlich: Ich habe bisher als Musiker immer vom Internet profitiert. Klar, wenn jetzt jeder, der auf einem Fire-In-The-Attic-Konzert war, eine CD gekauft hätte, hätte ich auch mehr Geld in den Taschen. Aber ich bezweifle, dass ohne Internet und illegale Downloads überhaupt so viele gekommen wären. Natürlich freue ich mich über jede verkaufte CD, weil es dem Künstler Wertschätzung vermittelt. Aber ich kann auch das Rumgeheule über die Piraten und das Urheberrecht nicht mehr hören. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich in erster Linie Fan bin und andere von meinen Lieblingsbands überzeugen will. Damals haben wir uns Tapes gemacht um Freunden neue, geile Bands zu zeigen. Auch dadurch ist meine musikalische Sozialisation überhaupt möglich gewesen. Wer weiß, was ich ohne BAD RELIGION 80-85 auf Tape geworden wäre. Ohne mein RAGE AGAINST THE MACHINE Tape hätte ich vielleicht nie ein Instrument angefasst. Gekauft hab ich die CDs erst Jahre später. Heute passiert das natürlich in einem viel größeren Maßstab, aber das bedeutet auch, dass man sich nun mal viel mehr reinhängen muss. Du kannst nicht einfach eine schlechte CD veröffentlichen und verkaufen, weil die Leute sich heute vorher anhören, was du da produzierst. Jeder Idiot kann heute Musik machen und ins Netz stellen und da fühlen sich halt die Großverdiener auch in ihrer Monopolstellung bedroht, bzw. unter kreativem Zugzwang. Ich denke auch, dass das Urheberrecht und vor allem die GEMA eine Neuregelung nötig hätten, die genaue Position der Piraten kenne ich aber, wie wahrscheinlich die meisten derjenigen, die sich da gerne beklagen, nicht. Sonst muss ich David zustimmen. Das größere Problem der Piraten sind die Nazis, die immer wieder in deren Reihen auftauchen und ich werde auch niemals jemanden verklagen, weil er sich Musik meiner Bands aus dem Netz zieht, weil er Fan ist. Trotzdem freue ich mich natürlich über jede CD, die wir verkaufen.
BTW: Die Landtagswahlen in NRW stehen ja an, hier das Ergebnis meines Wahl-O-Maten: 1) Linke 2) Grüne 3) Piraten. Was ich aber wähle, verrate ich nicht.
GETADDICTED:   Rollentausch! Dennis, Dein Resumee zur vergangenen Schalke-Saison! David, Dein Lieblings-Vegan-Food-Rezept!
David: Gebratener Räuchertofu in Paprika-Zwiebel-Pfanne mit Tomatensoße. Davor Salat mit Balsamico-Essig-Soße und am Ende veganen Vla. Bäm!
Dennis: They have a grandios Säsong gespielt.