Interview mit Twin Atlantic

Twin Atlanic

Im Interview mit Twin Atlantic-Sänger Sam und Gitarrist Berry sprachen wir über verflogene Wut, musikalische Entwicklung und prominente Twin Atlantic-Fans.

GETADDICTED: Wieso seid ihr nicht mehr wütend?
Sam: Ich denke nicht, dass wir vorher wütend waren.
GETADDICTED: In unserem letzten Interview meintest du, dass ihr „wütende, junge Männer“ seid und deshalb diese progressive Rock-Musik macht.
Sam: Mist, erwischt. Wir nutzen Musik einfach, um unseren Sorgen Luft zu machen und unsere jugendlichen Depressionen, die wir einst hatten, zu verarbeiten. Ich denke Jeder, der die Chance dazu hat, nutzt Musik als Ventil.
Barry: Es ist besser, Musik für so etwas zu nutzen, als negative Energie zu verbreiten.
GETADDICTED: Denkt ihr, ihr seid mit dem neuen Album erwachsener geworden?
Sam: Nein! lacht Wir sind definitiv nicht erwachsener geworden.
Barry: Wir sind alt, aber nicht erwachsen.
GETADDICTED: Wie schwierig ist es für vier Personen, sich in die gleiche Richtung zu entwickeln? Oder ist es sogar besser, verschiedene Einflüsse zu haben?
Sam: Unser Musikgeschmack war von Anfang an unterschiedlich, aber wir stimmen immer bei irgendwas überein und das hält uns zusammen. Eine Band bringt zum Beispiel einen Song raus, den wir alle mögen, aber wir hassen unsere gegenseitigen Lieblingsbands. So in etwa. Wenn wir uns immer einig wären, wäre es ja auch langweilig. Der Weg darf auch mal kurvig sein, damit man durch das gemeinsame Lösen des Problems neue Sachen erschaffen kann.
GETADDICTED: Was war das beste Kompliment, das ihr von einer anderen Band erhalten habt?
Sam: Ich habe von einer befreundeten Band einmal sehr schöne Socken bekommen. Ja, ich nehme meine Socken sehr ernst. Das wussten sie und haben mir welche geschenkt. Und sonst? Dass sie unsere Songs mögen. Wenn sich jemand den Song wirklich anhört und versteht, ist es das größte Kompliment, das man bekommen kann. So etwas von anderen Musikern zu hören, fühlt sich gut an. Das ist doch der einzige Grund, in einer Band zu sein: Man will etwas bewirken in den Menschen und dauerhaft etwas verändern oder hinterlassen.
GETADDICTED: Gab es Momente in den letzten Jahren, von denen ihr gar nicht glauben konntet, dass sie passieren?
Sam: Klar, das ist einige Male passiert. Blink 182 haben uns schon einige Komplimente gemacht. Besonders Tom ist ein großer Fan unserer Band. Er hat all unsere Alben. Wir waren mit ihm auf drei verschiedenen Touren. Ich glaube, er mag uns einfach. Er ist eins der Idole meiner Jugend. Außerdem kommen noch Biffy Clyro dazu. Sie sind die Helden unseres Landes, also Schottlands. Sie haben uns schon oft gesagt, dass sie beeindruckt sind von unserer Band. Solche Situationen passieren immer öfter, was sehr cool ist.
GETADDICTED: Gibt es überhaupt noch Bands, die ihr selbst gern mal treffen würdet und noch nicht getroffen habt?
Barry: Natürlich, so viele. Pearl Jam zum Beispiel.
Sam: Ja, das wäre auch die erste Band, die ich gesagt hätte. Ich würde Eddie Vedder so gerne kennen lernen.
Barry: Ich würde David Gilmour, den Gitarristen von Pink Floyd, gerne mal treffen.
Sam: Hm, lass mich nachdenken… Viele von den Leuten sind auch einfach schon tot, deswegen kann ich sie gar nicht mehr kennen lernen. Von den Lebenden würde ich noch Bruce Springsteen und Sting gerne kennen lernen.
GETADDICTED: Aber ihr habt doch schon eine Bühne mit Bruce Springsteen geteilt, oder?
Sam: Ja, aber er kam in einem Auto mit verdunkelten Scheiben fünf Minuten vor Konzertbeginn an. Dafür haben wir aber auch schon so viele andere unserer musikalischen Helden kennen gelernt und sind sehr glücklich darüber. Es fehlen noch die Musiker, die einfach zeitlose und großartige Musik geschaffen haben: Paul McCartney zum Beispiel. Das sind wahre Musiker-Götter. Für mich wäre es so, als würde man eine Art Semi-Gott kennen lernen. Elton John wäre auch so ein Kandidat. Die Liste könnte ewig so weitergehen.
GETADDICTED: Würdet ihr irgendetwas anders machen, wenn ihr die Möglichkeit hättet, euer Leben noch mal zu leben?
Sam: Ich denke nicht. Ich bin ziemlich glücklich. Sogar meine Fehler und die schlechten Dinge, die ich getan habe, haben mir so viel beigebracht. Im Leben geht es doch nur darum, Erfahrungen zu machen.
Barry: Ja, die schlechten Dinge, die Sam gemacht hat, haben mir auch sehr viel beigebracht.
Sam: Das ist wahr, gern geschehen. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir machen, was wir machen und auf alles, was wir bisher getan haben. Im Moment denkt jeder von uns mindestens ein Mal am Tag: „Heilige Scheiße, es ist echt verrückt, was hier abgeht“. Heute zum Beispiel sind wir sehr stolz auf unseren Wachstum in Deutschland. Letztes Mal haben wir im Blue Shell gespielt und dieses Mal im MTC. Es ist zwar immer noch die Sorte von „kleine Punk-Rock-Show“, aber 100 Leute mehr zu einem Konzert zu locken, ist doch unglaublich.