K.Flay: Every Where Is Some Where – Interview & Kurzrezension

K.Flay, bürgerlich Kristine Flaherty, hat mit „Every Where Is Some Where“ am 07. April ihr zweites, lang ersehntes zweites Album veröffentlicht. Wir haben uns die Platte angehört und Kristine in einem E-Mail Interview zu „Every Where Is Some Where“, der Rückkehr von Vinylplatten, weibliche Musiker und Roadstories befragt.


Mit „Dreamers“ gibt es einen seichten Einstieg als Vorwort, „Giver“ steigert, bis es mit der vorab veröffentlichten Single „Blood In The Cut“ zum ersten Aufdiefresse übergeht. Ein guter Roman braucht auch ein bisschen kitschige Liebelei, was mit „High Enough“ abgedeckt wird. Direkt danach bildet „Black Wave“ den dramaturgischen Höhepunkt des Albums. Nach einer kurzen Wiederfindungsphase in „Hollywood Forever“ und einer wie erwartet auch kaputten Beziehung mit „You Felt Right“ verlässt man die Szenerie des Albums mit einem abschließenden „Slow March“.
Kurz gesagt: K.Flays neue Platte hört sich, wie sich ein guter Roman liest: Exposition, Klimax, Epilog – alles bestens aufeinander abgestimmt. Stimmungshochs und -tiefs, Liebesgeschichten, persönliche Einflüsse und Verarbeiten von Schicksalsschlägen (wie z.B. den frühen Tod von Flahertys Vater).
Der Erfolg des neuen Albums spricht für sich: neben ihren Auftritten beim Hurricane/Southside Festival spielt K.Flay eine Soloshow in Berlin, die bereits vom Lido in den Heimathafen Neukölln hochverlegt wurde.

Zunächst mal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album! Wie ist das Feedback bisher?

Danke! Es ist wirklich klasse. Gibt wohl eine Menge Menschen, die sich darauf gefreut haben.
“Every Where Is Some Where” klingt ja schon etwas durchwachsener als “Life As A Dog”…
Dieses Album fühlt sich für mich wirklich um einiges erwachsener an – ich habe mich seit „Life As A Dog“ sehr weiterentwickelt. Ich habe die Platte innerhalb eines Jahres geschrieben, während ich zwischen Nashville und Los Angeles gependelt bin. Den Entstehungsprozess sowohl räumlich als auch zeitlich auseinander zu ziehen hat mir die Möglichkeit gegeben, eine Menge unterschiedliche Gedanken, Gefühle und Orte in meinem Kopf auszukundschaften. Ich hoffe, das Album hat thematisch davon profitiert!
Was allerdings nicht neu ist (und das ist auch gut so), ist dein ganz eigener Mix aus Hip Hop, Indie, Electronica. Wie kamst du zu diesem sehr eigenen Sound?
Tatsächlich war das eher Zufall. Ich habe nie in einem konkreten Umfeld angefangen, Musik zu machen. Durch die unterschiedlichen Umgebungen habe ich hier und da Fetzen und Stücke unterschiedlicher Stile aufgenommen. Ich bin von Natur aus eine sehr neugierige Person, daher eben auch sehr interessiert daran, verschiedene Genres auszuprobieren.

Für mich ist es wichtig, authentisch zu sein. Und wann auch immer ich das tue, fühle ich mich gut.


Welche Platten haben dich 2016 inspiriert und auf was freust du dich in diesem Jahr?

Letztes Jahr fand ich „4 Your Eyez Only“ von J Cole, Lewis Del Mar’s Debut und „Masterpiece“ von Big Thief super. In diesem Jahr bin ich sehr gespannt auf die neue Platten von Kendrick Lamar und Feist.
Du bist ja auch recht viel unterwegs – hast du irgendwelche Roadstories für uns?
Oh man, das sind so viele, dass ich mich jetzt so spontan an keine Spezielle erinnern kann. Wir verfahren uns oft, werden oft krank, treffen komische Menschen, vergessen unsere Jacken und Sonnenbrillen in Coffee Shops…
Wie stehst du zu der Rückkehr der Vinylplatte?
Ich liebe es. Ich denke, je mehr wir als Menschen mit physikalischen Objekten interagieren können, desto besser. Es hat etwas Schönes und Befriedigendes, wenn man die Platte umdrehen muss.
Wo wir gerade bei der Rückkehr sind: denkst du, dass Musikvideos immer noch relevant sind?
Absolut. Ich glaube, dass es dem Hörer einen anderen, ästhetischen Einblick in die Musik gibt. Einen kleinen Einblick in die Person des Künstlers.
Wie würdest du den Einfluss von Frauen in der heutigen Musikindustrie beschreiben und wie fühlt es sich an, daran beteilig zu sein?
Es gibt momentan unglaublich viele, brillante Musikerinnen, die mich sehr beeindrucken und über deren Arbeit ich mich freue. Für mich ist es wichtig, authentisch zu sein. Und wann auch immer ich das tue, fühle ich mich gut.
K.Flay live:
22.06.2017 Berlin, Heimathafen Neukölln
23.06.2017 Scheeßel, Hurricane Festival
23.06.2017 Neuhausen ob Eck, Southside Festival