Touché Amoré in Dortmund 2014

Touche Amore Dortmund

Große Reden zu schwingen, ist wahrlich kein Hobby von Jeremy Bolm. Muss es auch gar nicht sein – man erkennt im Dortmunder FZW mühelos auch so, warum Touché Amoré in der „New Wave Of Post-Hardcore“ nicht nur mitschwimmen, sondern ihre Höhe und Kraft prägen. Less Talk, more Action. Und we’re all in this together.

(K)EINE ANSAGE(N)

Touché Amoré in Dortmund // 20.05.2014, Support: No Omega & Birds In Row

Große Reden zu schwingen, ist wahrlich kein Hobby von Jeremy Bolm. Muss es auch gar nicht sein – man erkennt im Dortmunder FZW mühelos auch so, warum Touché Amoré in der „New Wave Of Post-Hardcore“ nicht nur mitschwimmen, sondern ihre Höhe und Kraft prägen. Less Talk, more Action. Und we’re all in this together.
Auch wenn die selbst verfassten Anhaltspunkte auf der eigenen Bandcamp-Seite („If the music is loud we won’t hear the sound of the world falling apart“ – For fans of: Killing the Dream, Converge and Deafheaven) durchaus einen “Sollte man sich mal angucken”-Stempel verpassen, fallen No Omega dem hochsommerlichen Maiabend zu Opfer.
Ähm, aber was bitte machen Birds In Row denn da? Wie können drei Franzosen mit auf Hüfthöhe aufgestellten Mikros so einen Wahnsinn verzapfen? Vertrackt, verrückt, verzerrt, verdammt laut! Kvelertak wirken da wie Indie-Pop. Bekloppt. Da können selbst die zum Draußenabhängen verlockenden Temperaturen nicht mehr mithalten – der FZW-Club ist voll. Birds In Row:1 – Wetter: 0.
Touché Amoré Dortmund
Wurde der letzte Touché Amoré-Besuch im Ruhrpott zu einem intensiven, aber nahezu unhörbaren Abend, ist nach dem solidus-lastigen Auftakt mit „Praise/Love“ & „Anyone/Anything“ alles klar: sogar glasklar. Rhythmus-Abteilung: druckvoll, präsent! Die Gitarren: knackig und distinguiert, keinerlei Riff-Gematsch. Und über allem: Jeremy Bolm! Entspannt, aber fokussiert gibt der Sänger den Dirigenten, hält alle 10 Sekunden das Mikro in die Menge, lässt das textsichere Publikum mitkeifen. Eine Geste, die das HC-Roots-Selbstverständnis dieser Band verdeutlicht: We’re all in this together! Generell gehört Gepose und Inszenierung nicht zum Touché Amoré-Kosmos: Bolm verzichtet auf Ansagen, Lieder werden nicht groß angekündigt, sondern gespielt. Die – wenn überhaupt existenten – kurzen Pausen zwischen Songs nutzt Bolm zum wohlverdienten Verschnaufen.
Erst kurz vor Ende ergreift Jeremy Bolm zum ersten Mal das Wort: Mit unerwartet hohem Quietschen (na gut, irgendwie muss dieser „Gesangsstil“ ja seinenTribut fordern) drückt der so höflich wirkende Frontmann den tiefsten Dank der Band aus, wie stolz und glücklich man für solch Abende sei. Sagt jeder, aber kaum einem nimmt man das so ab. Mit einem „Please Drive Safe..and thankyouthankyouthankyouthankyouthankyouthankyou” bekommt man den wahrscheinlich coolsten Schutzengel der Welt auf den Beifahrersitz für den Weg nach Hause gedrückt. Dann noch „Honest Sleep“ und „Condolences“. Wie. Gut. Kratzen und Kloß streiten um die Gunst in Deinem Hals, Bolm verlässt nach absolvierter Katharsis unprätentiös die Bühne, Feedback von vor Amps platzierten Saiteninstrumenten deuten unmissverständlich an: „Das war’s!“
Doch was ist das denn? Touché Amoré kommen tatsächlich noch einmal auf die Bühne. Bolm erklärt: „Yeah, somewhere on this tour we decided to „play the game” and perform a little more as long as somebody shouts out…” Weiter kommt er nicht: „Suckerfish!“ Gewünscht. Angezählt. Ein anderthalbminütiges Eingeständnis an die Konventionen des Rock muss reichen.
P.S.: Während des Abends bemerkte eine ganze Reihe an Leuten das Verschwinden ihrer Mobilophone. Ursache war nicht der Verlust im Pit, sondern anscheinend ein gezieltes Langfingern in der Menge. Ähnliches hörte man in letzter Zeit vermehrt auch von anderen Konzerten. Holzauge, sei wachsam!