Kürzlich hat Nele Addicted euch hier die stärksten Punk-Clubs und wildesten Szenen Italiens als Reiseziele ans Herz gelegt. Für die Faulen, DaheimbleiberInnen, ArbeiterInnen und Sparsamen unter euch nun die Couch-Version: Die Italien-Playlist zum streamen, streamen, streamen und vielleicht irgendwann auf hübschem Vinyl nach Deutschland beordern. Von geilem Emo-Punk der alten Schule, über Hardcore mit Doppel-Schlagzeug bis indie-angehauchten Kapellen ist alles dabei, was nicht im Entferntesten nach dem triefenden Italo-Pop der 80er klingt. (Wer jetzt so richtig subito, subito nur hören will, der/die scrollt ganz runter zur YouTube-Playlist.)
Neles Italien-Playlist – Emo-Punk, Hardcore, Indie
Valerian Swing
Bristol, Manchester, Bremen, Kopenhagen: Valerian Swing aus dem kleinen Correggio waren auf Europatour. Und das auch nicht mehr nur in den ganz kleinen Läden. Die Band hat im Mai 2017 ihr Album „Nights“ auf dem Label „To Lose La Track“ rausgebracht. In Italien eine gute Adresse für Emo-Punk bis Hardcore und das Label, das mir mit seinem seit 17 Jahren bestehenden Festival „Italian Party“ viele der hier vorgestellten Bands nähergebracht hat. Zurück zu Valerian Swing: Hier wird es entspannt. Die Gitarren ziehen sich in die breite, das Schlagzeug klopft nur so viel es muss und wenn es mal schnellere Läufe gibt, dann werden sie abgedämpft, wirken hintergründig. Damit haben Valerian Swing seit ihrer ersten Veröffentlichung in 2011 deutlich Dampf abgelassen, sind fokussierter geworden und wirken in den Songs nicht mehr so ungeordnet. Durchhörbar, aber für die ein oder andere jetzt vielleicht schon fast zu brav.
Für Fans von: American Football, Title Fight, Modern Life Is War
Bandcamp: https://valerianswing.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/valerianswingmusic/
Any Other
Ein Glück, dass Adele und Marco zur Formation Any Other zurückgefunden haben! Ich hatte die Band das erste Mal bei der LIVEEUROPE-Reihe im Dortmunder FZW gesehen und mich schlagartig in diese genervt, gelangweilt, enttäuschte Stimme von Sängerin Adele verliebt. Das ist wie Courtney Barnett in jünger und mit mehr Drive. Any Other machen dich traurig. Bis aufs Hintergrundrauschen, eine unverzerrte Gitarre in der Leere und Adeles
Für Fans von: Courtney Barnett, Waxahatchee, Adam Green
Bandcamp: https://anyotherband.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/pg/anyotherband
Riviera
Eine der wenigen Bands, die ich nie live gesehen habe, euch aber trotzdem ans Herz legen möchte, sind Riviera. Fünf Typen, deren Plattencover nicht nur perfekt den typischen Schwarz-Weiß-DIY-Fanzine-Stil einhalten, sondern auch sonst alles mitmachen, was sich nördlich geprägte Punkrockkids wünschen. Außer, dass sie auf Italienisch singen. Gerade das macht den Emo-Sound der Band aus Emilia-Romagna aber interessant. Hier funktioniert das rotzige Italienische perfekt auf die sehr cleanen Gitarrensounds, die breiten Teppiche aus Melodie, auf die sehr direkte Liebeslieder gelegt werden. Lange Strecken kommen Riviera auch komplett ohne Text aus, um dann abgedämpften Sound mit vordergründigem Schlagzeug auszuhalten. Die immer recht gleiche Betonung des Sängers könnte auf Dauer nerven, aber auch das hebt sich immer wieder auf. Dann nämlich, wenn die Jungs den typischen Apologies-I-Have-None-Chor anstimmen und damit sicher auch live in schwitzigen, engen Räumen oder auf sonnenbestrahlten Festivals stark kommen.
Für Fans von: Apologies, I Have None; Beach Slang, Paper Arms
Bandcamp: https://megariviera.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/megariviera
Vespertina

Vespertina, Foto: Nele Posthausen
Für Fans von: Rocky Votolato, Agnes Obel, The Slow Show
Soundcloud: https://soundcloud.com/vesper_tina
Facebook: https://www.facebook.com/vespertina462/
Solkì
Jetzt wird es nervig. Ich liebe das ja. Leiernde Sounds, unbequeme, superhelle Stimmen, die dennoch jeden Ton treffen. Wer da mit mir geht, für den sind Solkì die Erfüllung, die es sonst vielleicht eher in französischem Elektropunk gibt, aber ganz sicher nicht in den ja doch eher straighten deutschen Punk-Gefilden. Wer gern gradliniges mag, klare Strukturen, Melodien mit Mehrwert, wird hier eher nicht glücklich. Die Band aus der Toskana erhält vor allem durch die glasklare Stimme von Sängerin Serena ihre Einzigartigkeit. Mit dem Album „Peackock Eyes“ haben sie gerade bewiesen, dass sie auch eine ordentliche Mischung aus Uptempo und Balladen auf Platte zu brennen wissen, live kracht es meistens mehr, als dass sich einer der drei entspannt an Instrument oder Gesang zurücklehnen würde.Für Fans von: The Thermals, Le Tigre, Sun Kill Moon
Bandcamp: https://solki.bandcamp.com/
Facebook: https://web.facebook.com/solkisolkisolki
Regarde
Was Neues gibt es im Herbst von Regarde aus Vicenza. Die Band bringt ein vielversprechend poppiges Album auf V4V-Records raus. Die machen vorsätzlich ganz sicher nur die Mukke, die ihnen gut gefällt. Bei Regarde dürfte dem Label der schwere Gesamtsound im Kontrast zu den leichten Refrains gefallen haben. In der Vorabsingle zum Album sind zwar Blicke über typisch italienische Dachziegel und dreckig besprühte Aufgänge zugelassen, das Ganze wirkt mit Radtour durch Kleinstadt aber gleichzeitig hochamerikanisiert. Macht es für uns, die wir mit dem Sound fast vertraut scheinen, auf jeden Fall griffiger, aber auch eine kleine Spur uninteressanter.
Für Fans von: Abramovicz, The Menzingers
Bandcamp: https://regarde.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/regardeband/
DIE ABETE
Keine Ahnung, wieso sich dieser verfluchte Kassetten-Trend in Italien so tapfer hält. Vielleicht ist er da auch einfach nur später angekommen. Aber Leute, Kassetten werden auch euch zur Weißglut treiben, wenn ihr zum zehnten Mal
Für Fans von: Trip Fontaine, Tackleberry, Paint It Black
Bandcamp: https://dieabete.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/DieAbete/
Stocktones
Bloß kein Schnickschnack, bloß nicht ganz gerade singen und auf keinen Fall zu sauber aufnehmen. Stocktones aus
Für Fans von: Hot Water Music, Smile and Burn
Bandcamp: https://stocktones.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/stocktonesfango/
autunno.
Nur zu zweit und Bock auf ne fesche Emopunk-Kapelle? In Italien anscheinend selten ein Hindernis, denn auch diverse Zwei-Mensch-Formate hab ich hier entdeckt. Eins davon heißt autunno. (das heißt „Herbst“) und kommt aus Perugia. Sänger Filippo ist körperlich deutlich größer, als seine kleine, nörgelnde Stimme erahnen ließe. Drummer Bernardo vertrackter als es der klassische American Emo-Punk fordern würde. Trotzdem schmiegt sich die erste 4-Track-EP schon extrem nah an Vorbilder wie American Football oder La Dispute an. So lassen sie sich auch ein Basement-Show-Statement wie den Eingangs-„Wuhu“-Schrei auf Cartoline nicht nehmen. Dass die Songtexte dabei auf Italienisch daherkommen, verschwimmt hier fast.
Für Fans von: American Football, La Dispute, DIE! DIE! DIE!
Bandcamp: https://sistacomedautunno.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/AUTUNN0
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=videoseries?list=PLDfwFXTYIiteQFsKpnSObAhnDoi42JZn5&w=560&h=315]